Die Frage nach dem ‚richtigen‘ Verkaufszeitpunkt treibt viele Autoverkäufer um. Gibt es diesen überhaupt? Oder ist es doch besser, das alte Auto zu behalten und es zu fahren, bis die Räder abfallen?
Streng genommen ließe sich die Antwort der ersten Frage mit einem schnellen ‚nein‘ abtun, aber so einfach ist es dann doch nicht. Ob es sich lohnt das bisherige Kfz weiterzufahren oder es zu ersetzen hängt von einer Vielzahl einzelner Faktoren ab, die jeder für sich individuell bewerten muss.
Die drei Hauptkriterien, die sich gegenseitig beeinflussen, sind die Unterhaltskosten, der Wert und die Zuverlässigkeit eines Gebrauchtwagens. Der finanzielle Gesichtspunkt ist zweifelsohne der wichtigste und häufigste Entscheidungsgrund für den Kauf eines neuen Autos.
Wer sich einen Überblick darüber verschaffen möchte, mit welcher Lösung er am günstigsten fährt, greift am besten zu Papier und Stift. Eine Tabelle hilft damit, das Für und Wider bestmöglich abzuwägen.
Versicherung, Kfz-Steuer und Emissionsklassen
Versicherungen richten sich nach Typ- und Regionalklassen welche wiederum auf Statistiken zur Unfallhäufigkeit und der Höhe durchschnittlicher Reparaturkosten eines Fahrzeugs basieren.
Die Kfz-Industrie entwickelt Sicherheitstechnologien stetig weiter. Features wie ABS und Airbags sind mittlerweile Standard. Selbst Sicherheitsmerkmale wie Abstandswarnsysteme, die anfangs nur Fahrzeugen der Oberklasse vorbehalten waren, halten nach und nach auch Einzug in niedrigere Fahrzeugklassen. Moderne Pkw sind somit meist sicherer als alte. Die Schlussfolgerung, dass sie deshalb auch immer günstiger eingestuft werden, ist trotz allem nicht möglich. Das gilt insbesondere bei Kaskoversicherungen, bei denen der Wert des Fahrzeugs eine maßgebliche Rolle spielt. Schließlich ist der Restwert, den eine Versicherung für ein jüngeres Auto ersetzen muss höher. Auch die Kosten für eine mögliche Unfallinstandsetzung sind allein durch die höheren Ersatzteilpreise oft intensiver.
Anders sieht es bei der Kfz-Steuer aus. Sie errechnet sich auf Grundlage von Hubraum und CO2 Ausstoß. Umweltfreundlichere Motoren mit höheren Emissionsklassen und auch das bei einigen Pkw-Herstellern, wie VW oder Ford mittlerweile betriebene Downsizing führen zu geringeren Steuerbeiträgen.
Für Berufspendler, die keine andere Möglichkeit haben als mit ihrem Auto zu ihrer Arbeitsstätte in der Stadt zu gelangen kommt der Emissionsklasse eine wesentlich wichtigere Rolle zu. In vielen größeren Großstädten gelten inzwischen Umweltzonen, die nur noch mit einer grünen Umweltplakette befahren werden können. Verfügt der betagte Diesel über eine gelbe oder rote Plakette für Euro 3 oder 2 bleibt die Zufahrt ins Stadtzentrum verwehrt. Auch wenn sich die Bewohner von innerstädtischen Bereichen sich schon längst auf diesen Zustand eingestellt haben, es ist absehbar, dass zukünftig mehr Umweltzonen eingerichtet oder die existierenden über kurz oder lang erweitert werden. Es ist denkbar, dass innerstädtische Fahrverbote irgendwann Fahrzeuge der Euro 4 Norm betreffen könnten, selbst wenn es dafür noch keine Indizien gibt. Zumindest nicht für Benziner.
Für Diesel sieht es bereits jetzt anders aus. In den letzten Jahren wurde viel über Dieselfahrverbote diskutiert und spekuliert. Durchgesetzt wurden bisher nur wenige aber in einigen Städten ist es nur eine Frage der Zeit. In Gelsenkirchen, Stuttgart und Hamburg sind einige Straßen für Dieselfahrzeuge mit einer Abgasnorm schlechter als Euro 6 gesperrt. Bei Essen ist es sogar ein Abschnitt der A40.
Diesel-Fahrer sind zu Recht verunsichert. Was tun mit dem Selbstzünder? Seit Beginn der Diesel-Fahrverbotsdebatte ist der Markt für gebrauchte Dieselfahrzeuge deutlich eingebrochen. Einen Käufer für einen älteren Diesel zu finden ist schwer geworden und die Gebrauchtwagenpreise sind merklich gefallen. Wer sich nicht schon von seinem TDI getrennt hat, sollte es sich überlegen. Vielfahrer und Pendler, die nicht in Städte mit Umweltzonen müssen können ihr Auto problemlos weiterfahren oder sich auch einen Diesel kaufen und vom geringeren Verbrauch profitieren. Fahrzeuge der Kategorie Euro 5, zumindest die vieler deutscher Hersteller, können über ein Softwareupdate oder eine technische Umrüstung modifiziert werden. Die Kosten von bis zu 2.500 Euro müssen jedoch bisher vom Fahrzeughalter übernommen werden. Für denjenigen der seinen Diesel weiterhin fahren und in Zukunft ohne großen Wertverlust verkaufen möchte, kann sich eine Umrüstung lohnen.
Instandhaltungskosten und Wertverlust
Moderne Autos sind im Lauf der letzten Jahrzehnte immer zuverlässiger geworden. Motoren mit mehreren hunderttausend Kilometern Laufleistung sind keine Seltenheit und der verbesserte Korrosionsschutz führte dazu, dass verrostete Pkw auf den Straßen ein seltener Anblick geworden sind. Obwohl moderne Fahrzeuge länger halten, liegt es in der Natur der Dinge, dass eine Vielzahl von Teilen wie beispielsweise Reifen und Bremsen dem Verschleiß unterliegen. Über die Jahre hinweg können sich die technischen Probleme vermehren. Eine verschlissene Kupplung, ausgeschlagene Fahrwerksteile, ein fälliger Zahnriemenwechsel oder sogar ein Unfallschaden. Es ist unvermeidlich, dass irgendwann auch teure Reparaturen anfallen, die die Kosten einer normalen Inspektion deutlich überschreiten. Reparieren oder verkaufen? Diese Frage drängt sich dann unweigerlich auf.
Nach einer Studie des ADAC treffen sich Wertverlust und Reparaturkosten nach etwa 10 Jahren. Das deckt sich mit dem Durchschnittsalter angebotener Gebrauchtfahrzeuge, wie das Kraftfahrtbundesamt analysiert hat. Die allgemeine Empfehlung aber lautet das Auto bereits dann abzustoßen, wenn die Reparaturkosten den halben Restwert übersteigen. Ab diesem Zeitpunkt sind weitere Investitionen aus rein finanzieller Sicht nicht mehr sinnvoll.
