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BMW M2 Coupé 2023: Zwischen Leistung und Luxus, Anachronismus und Avantgarde

22.07.2023

Das neue BMW M2 Coupé markiert das Ende einer Ära, sowohl in der Automobilwelt, aber vor allem für BMW und seine M GmbH. Er soll der letzte reine Verbrenner sein, der mit Heckantrieb, optionalem Handschaltgetriebe, einer Akustik wie sie nur ein Reihensechser zu erzeugen versteht und dem analogen, wilden Fahrgefühl früher M3-Modelle antritt. Er feiert die benzingeschwängerte Motorsport-Vergangenheit der Marke, die unnachahmliche Klangkulisse ihrer Motoren. Unter der Haube schlummert das aus M3 und M4 bekannte S58-Aggregat, geringfügig leistungsreduziert auf 460 PS und mit 550 Newtonmetern Druck. Es sei angemerkt: der Vorgänger Serien-M2 war noch mit 370PS angetreten, der neue verfügt also über ein Leistungsplus von 25%.

BMW M2 Coupe ab 2023
Bild: BMW | Der neue BMW M2, Generation G42

Doch geht es nicht nur um Pferdestärken. Ein neu konzipiertes, serienmäßiges M- Sperrdifferenzial, adaptive Fahrwerkskomponenten und ein optionales Rennstrecken-Paket unterstreichen seine ernsthaften Talente für den Leistungssport. Aber wie hält sich das M2 Coupé gegenüber seinen Vorgängern und Konkurrenten? Und rechtfertigt die technische Ausstattung den Grundpreis von über 70.000€? Wir geben Einblick in das neueste Modell von BMW, werden diese Fragen beleuchten und weitere Details und Erkenntnisse zur kompakten Sportrakete aus München liefern.

Design und Ästhetik

Das BMW M2 Coupé mit der Werksbezeichnung G42 begeistert durch seine dynamisch-breite Spur, ausgestellte Kotflügel, seine geduckte Silhouette und die markante, breitgezogene Doppelniere, die sich in seiner Designsprache deutlich von den immer größer werdenden Grills der Marke unterscheidet. Auch unter seinen zivilen 2er-Coupé Geschwistern erkennt man den M2 sofort. Dafür sorgen auch die üppig dimensionierten Lufteinlässe im unteren Bereich der Frontschürze.

Doppelniere am M2
Bild: BMW | Breitgezogene, flache Doppelniere

Das Heck mit den dreidimensionalen, geschwungenen LED-Leuchten ist von der 2er Reihe bereits bekannt, auch wenn der M-Athlet mit seiner Vier-Rohr-Auspuffanlage, umrahmt vom Diffusor und seinen dicken Backen unmissverständlich seine Sonderstellung signalisiert. Speziell die Rückleuchten wirken etwas unstimmig in das breite Hinterteil eingesetzt. Man hätte, wie bei der individuellen Front, auch eine eigene Designlinie für die Heckansicht finden können.

Diffusor und vierflutige Abgasanlage mit Klappensteuerung
Bild: BMW | Diffusor und vierflutige Abgasanlage mit Klappensteuerung

Für fette Optik und gesteigerte Traktion sorgt die Mischbereifung mit gewaltigen Gummipellen im Format 275/35 R 19 vorne und 285/30 R 20 Y hinten. Von der Seite prägen die prominent herausgestellten Seitenschweller sowie der markante "Hofmeister"-Knick in der hinteren Seitenscheibe die fließende Optik des Sportwagens. Im Vergleich zum F87 ist ein um 11cm gewachsener Radstand deutlich auszumachen. Man erkennt auch optische Anleihen am legendären E30 Ur-M3. Anhand seiner Außenmaße, Gewichtsverteilung und Charakter könnte man den M2 auch als Nachfolger des BMW M3 Coupé aus der E46 Generation sehen, selbst wenn der Jungspund um diesen heute Kreise fahren würde.

Mehr Radstand, breitere Spur
Bild: BMW | Der neue BMW M2 duckt sich tief auf den Asphalt

Qualität und Verarbeitung

Wie nicht anders zu erwarten, untermauert der neue BMW M2 erneut den Premium-Anspruch, den man von der Marke gewohnt ist. Das Interieur, welches aus Leder, Aluminium, Kunststoff und vereinzelten Karbon-Einsätzen fein zusammengefügt wurde, ist BMW-typisch deutlich auf den Fahrer ausgerichtet. Haptisch ansprechende Schalter und Tasten fügen sich gut in die ansonsten sehr digitale Cockpit-Landschaft ein. Wenngleich einige Plastikkomponenten nicht gänzlich dem erwarteten Niveau eines Fahrzeugs dieser Preisklasse entsprechen.

Bequeme Sportsitze, modernes Infotainment
Bild: BMW | Bequeme Sportsitze, modernes Infotainment im M2

Hinsichtlich der Verarbeitung zeigt sich eine hohe Passgenauigkeit an Karosserieteilen ebenso wie im Innenraum. Nähte verlaufen sauber, Materialübergänge sind ohne Fehl und Tadel, Fugen sind gleichmäßig. Was etwas auf der Strecke bleibt - einerseits gewollt, andererseits sicher auch aus Kostengründen in Kauf genommen - ist die Geräuschdämmung. Sie liegt für ein so modernes Fahrzeug etwas hinter den Erwartungen zurück, vor allem bei höheren Geschwindigkeiten. Dies verdeutlichen Messdaten wie ein Innengeräusch von 67 dB(A) bei 100 km/h.

Leistungsdaten und Technik

Der BMW M2 beeindruckt mit seinem 3,0-Liter-Reihensechszylinder Biturbo-Motor, der nicht nur auf dem Papier überzeugt. Mit einem Drehmoment von 550 Nm, das bereits ab 2.650 U/min anliegt, ist für souveränen Vortrieb in allen Lebenslagen gesorgt. Aber auch für mächtige Burnouts, wenn man das DSC arbeitslos macht oder feine Drifts, die mittels der 10-stufig verstellbaren Traktionskontrolle gelingen sollten. Hecklastigkeit und die Tendenz zum Übersteuern gehören also immer noch zu seinem Repertoire.

S58 Reihensechszylinder mit 460PS
Bild: BMW | Aus M3 und M4 bekannt: der S58 Reihensechszylinder, hier mit 460PS

Doch seine Technikkompetenz geht über pure Zahlen hinaus. Neben dem soliden, drehzahlfesten Kettenantrieb der Nockenwellen bietet der M2 ein M-spezifisches Fahrwerk mit einem ausgeklügelten Differenzial an der Hinterachse, mit maximal hundertprozentiger Sperrwirkung und daraus resultierendem Grip und Kurvenstabilität.

Die Achtstufen-Automatik passt sich hervorragend an die Fahrsituation an, ermöglicht sowohl butterweiche Gangwechsel im Alltag als auch blitzschnelle Schaltvorgänge auf der Rennstrecke. Wer es lieber Oldschool mag: auch ein 6-Gang Handschaltgetriebe ist für den M2 verfügbar. Schneller und effizienter bleibt aber der Schaltautomat.

Handschaltgetriebe optional
Bild: BMW | Handschaltgetriebe optional

Ein besonderes Highlight ist das optionale, mit 14.500€ aber auch sehr teure M Race Track Paket. Für diejenigen, die noch mehr aus ihrem M2 Coupé herausholen wollen, bietet es Carbon-Schalensitze, die 10,8 kg leichter sind als das Standardgestühl, ein Carbondach zur Absenkung des Schwerpunkts und eine Anhebung der Höchstgeschwindigkeit auf 285 km/h. Diese ist in Form des M Driver's Package enthalten, das auch einzeln für 2.450€ zu haben ist und einen Gutschein für ein Rennstreckentraining beinhaltet.


Performance und Fahrerlebnis

Das Fahrerlebnis im BMW M2 ist intensiv und unverfälscht. Dank des Hinterradantriebs, des serienmäßigen Sperrdifferenzials und der präzisen, mitteilsamen Lenkung werden Kurven zu einem echten Vergnügen. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in nur 4,0 Sekunden lässt kaum Wünsche offen, obwohl manch allradgetriebener Konkurrent wie der Audi RS3 mit 407PS die prestigeträchtige "3" vor dem Komma stehen hat. Auch in puncto Bremsleistung zeigt der M2, was in ihm steckt. Die M Compound-Bremsen bestehen aus einem Verbundmaterial aus Stahl und Aluminium, das bessere Wärmeableitung, direkteres Bremsgefühl und eine höhere Lebensdauer verspricht. Die großen Bremsscheiben, 380 mm vorne und 370 mm hinten, sorgen für standfeste Verzögerungswerte, selbst unter sehr hohen Belastungen.

Ein messerscharfer Kurvenkönner, der neue M2
Bild: BMW | Ein messerscharfer Kurvenkönner, der neue M2

Zu enormer Vielseitigkeit sind die adaptiven M Stoßdämpfer fähig, die sich der jeweiligen Fahrsituation anpassen. Erstaunlich, wie gut der Spagat zwischen hartem, stabilem Rennstrecken-Setup aus und geschmeidigem Alltags-Komfort gelingt. Selbst bei hohen Geschwindigkeiten liegt das Fahrzeug ruhig und souverän, wobei der sonore Klang des Reihensechszylinders stets präsent ist - auf Langstrecke ist das durchaus nicht immer gewünscht, aber für einen M-Enthusiasten ein Schlüsselreiz für die Freude am Fahren.


Komfort und Alltag

Trotz seiner Performance-Auslegung überzeugt der BMW M2 auch im Alltag. Das Interieur, ein Mix aus hochwertigen Materialien, viel Bildschirm und wenigen, aber ergonomisch platzierten Bedienelementen, bietet ein insgesamt harmonisches, stimmiges Ambiente. Einige Puristen mögen das Fehlen analoger Instrumente und eines klassischen Armaturen-Layouts beklagen. Wer aber einmal Platz genommen hat, wird sich schnell an das breite Curved-Display und die vielen Individualisierungsmöglichkeiten gewöhnen.

Die beheizten, aber nicht belüfteten M-Sportsitze bieten hervorragenden Seitenhalt, ohne dabei den Komfort zu vernachlässigen, finden also einen guten Kompromiss. Weniger alltagstauglich sind die Carbonschalensitze aus dem Track Paket, die zwar enormen Seitenhalt bieten und auch beheizt sind, aber durch mühsames Ein- und Aussteigen sowie eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit nicht für jeden Rücken eine Wohltat sind.

Das Platzangebot und das beengte Raumgefühl im Fond ist auf langen Strecken generell und für Großgewachsene generell nicht zu empfehlen. Auch das Gepäckabteil kann mit 390 Liter Fassungsvolumen nicht gerade glänzen, wobei ein 40:20:40 Durchladesystem die Nutzbarkeit deutlich erhöht.

Das Infotainmentsystem der aktuellen Generation 8 ist enorm vielseitig. Für den Fahrer zeigt es sich am sogenannten Live Cockpit, einer anpassungsfähigen Optik für die Instrumente. Für Unterhaltung sorgen das serienmäßige HiFi Lautsprechersystem mit 10 Lautprechern, Wireless Charging, eine kabellose Integration von Android Auto und Apple CarPlay und eine anpassbare Ambientebeleuchtung im Innenraum.

Heckpartie mit Kofferraum
Bild: BMW | Schick, aber mit knappem Platzangebot in Fond und Gepäckraum

Kosten und Preis-Leistung

Der BMW M2 versteht sich ohne Frage als Premium-Modell. Sein Leistungsplus, seine gesteigerten Fähigkeiten auf der Rennstrecke und seine zu erwartende Exklusivität - das hat seinen Preis. Mit einem Grundpreis von 75.400 Euro positioniert er sich deutlich oberhalb einiger Konkurrenten, wie dem RS3 für ca. 60.000€ oder dem AMG A45 S für etwa 66.000. Aber auch im Vergleich zu seinem Vorgänger, der noch für 56.700€ Grundpreis zu bekommen war, hat er einen signifikanten Preisaufschlag von 18.700€ oder 33% zu verzeichnen.

Die Unterhaltskosten des neuen M2 liegen wie für ein Performance-Fahrzeug zu erwarten sehr hoch. Seine Typklassen von Haftpflicht 18 und Vollkasko 29 liegen auf sehr anspruchsvollem Niveau. Die Kfz-Steuer wird bei 432,-€ pro Jahr liegen, verursacht durch 223g CO2-Ausstoss pro Kilometer. Auch die Verbrauchskosten sind nicht Ohne. Die Werksangabe von 9,8 Litern wird man bei normaler Fahrweise bereits kaum erreichen, sportlich bewegt gehen wir von 13-15 Litern auf 100km aus.

Ein wichtiger Aspekt im Preis- und Kostenkapitel ist die Exklusivität des letzten M2 alter Schule. Experten rechnen damit, dass er sich durchaus als Investitionsobjekt lohnt, den man bei langer Haltezeit und geringer Laufleistung einmal deutlich teurer wird verkaufen können. Das ist einerseits der berühmte, haltlose Blick in die Glaskugel. Betrachtet man aber die M3-Modelle früherer Generationen, ist bei allen bis zum E90/E92/E93 bereits ein Preistrend nach oben zu beobachten.

Wer also bereit ist, diesen hohen Einstandspreis zu bezahlen und auch in der Gunst seines BMW Händlers steht, ein Modell zugeteilt zu bekommen, erhält ein puristisches Sportcoupé mit beeindruckenden Leistungsdaten, potenziellem Wertzuwachs und einem unverwechselbaren Charakter.


Konkurrenz

  • In der Klasse der kompakten Sportcoupés trifft der BMW M2 auf starke Gegner. Der Porsche 718 Cayman GTS 4.0 beeindruckt mit seinem Mittelmotor-Layout und einer unnachahmlichen Balance. Der frei saugende Vierliter-Boxermotor ist ein Sahnestück, sein Tempo auf Rundstrecken ist ähnlich hoch wie das des BMW.
  • Der extrem schnell beschleunigende Audi RS3 mit seinem quattro-Antrieb und dem charismatischen Fünfzylinder bietet seine ganz eigene Interpretation von Performance, traktionsstark, agil aber nicht so rennstreckenorientiert wie dem M2.
  • Der Mercedes-AMG A45 S wiederum setzt auf höhere Alltagstauglichkeit, gediegenerem Ambiente, hohem Sitzkomfort und der vielleicht besten Verarbeitung im Feld, kombiniert mit brachialer Leistung aus einem aufgeladenen Vierzylinder mit zwei Litern Hubraum.

Fazit

Der BMW M2 Coupé ist ein Fahrzeug für Enthusiasten. Es kombiniert auf einzigartige Weise Performance, Design, Historie und Markencharakter. Trotz kleinerer Schwächen im Komfortbereich und im Hinblick auf das erreichte Preisniveau hat die M GmbH ein Gesamtpaket geschnürt, das in seiner Klasse nur schwer zu übertreffen ist. Für alle, die ein authentisches, analoges Fahrerlebnis suchen aber auf High-Tech nicht verzichten wollen, ist der M2 die richtige Wahl.

Bildquelle: BMW Group

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