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Der neue Fisker Ocean - erster Test und Erfahrungsberichte

19.07.2023

[aktualisiert 31.07.2023] Seit November des Vorjahres haben potenzielle Kunden und solche, die bereits auf der Warteliste standen, mit Spannung auf seine offizielle Einführung gewartet: Der Fisker Ocean. Nachdem die Produktion bereits im November 2022 begonnen hatte, wurden Kaufwillige immer wieder erneut mit sich verschiebenden Lieferterminen vertröstet. Für die ersten Kunden hat das Warten nun ein Ende. Am 5. Mai wurde das erste Exemplar des ungewöhnlichen Elektro-SUVs ausgeliefert – in einer limitierten Launch Edition namens "Fisker Ocean One". Wie man anhand der nachfolgenden Testeindrücke erkennen kann, war dies vielleicht etwas zu früh, denn speziell im Bereich Software und Elektronik sind noch einige Baustellen auszumachen.

Bild: Fisker | Der Fisker Ocean mit 22 Zoll Rädern in silber

Es war kein geringerer als Henrik Fisker selbst, der dieses erste Fahrzeug im brandneuen Fisker Center+ in Kopenhagen an den glücklichen Besitzer überreichte. Das Fahrzeug präsentiert sich in einer glänzenden "Great White" Lackierung, ergänzt durch 22-Zoll-Aluräder in Schwarz und einem exklusiven "Sea Salt"-Interieur mit Alcantara-Sitzen.

Weitere Besitzer haben zwischenzeitlich ihre Fahrzeuge erhalten und präsentieren sie auf ihren Youtube-Kanälen mit echten Fahreindrücken und testen die Oceans in diversen Alltagssituationen. Wir haben die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst.

Vergleich mit dem Tesla Model Y

Fahrbericht des Fisker Ocean One von Daniel Simonsen

Unter den ersten, die Erfahrungsberichten zum neuen Fisker Ocean veröffentlichten, ist ein Kunde namens Daniel Simonsen, einer der ersten Besitzer aus Dänemark. Er sieht in seinem schwarzen Fisker Ocean zahlreiche Parallelen zum Tesla Model Y Performance, den er ebenfalls besitzt. Laut seinen Einschätzungen überzeugt der Fisker insbesondere in Punkten Komfort, Federung und Geräuschdämmung, verglichen mit dem Tesla. Trotz der 22-Zoll-Räder bietet das Fahrzeug eine beeindruckende Laufruhe, die sich deutlich positiv gegenüber dem sehr straff gefederten Model Y abhebt.

Auch das dänische Automagazin "Bil Magasinet" hatte mittlerweile Gelegenheit, einen Ocean One zu testen. Die bestätigen den tadellosen Komfort und die Laufruhe des Wagens, monieren aber eine etwas nervöse Lenkung, speziell bei niedrigen Geschwindigkeiten. Trotz einige Detailmängel bei der Materialauswahl, z.B. die inneren Türgriffe aus hohlem Kunststoff, heben sie das gute Platzangebot auch auf der Rücksitzbank hervor. Nicht ganz so überzeugend erscheint das Kofferraumvolumen, das kleiner wirkt als die angegebenen 560 Liter.

Software und Benutzeroberfläche

Simonsens Meinung nach hat der Fisker in Sachen Software bereits erhebliche Fortschritte gemacht. Er scheint den Softwarestand verfolgt zu haben, der sich im Vergleich zu den ersten Versionen, die präsentiert wurden, bereits deutlich verbessert zu haben. Die Benutzeroberfläche ist zwar nicht so ausgereift wie die von Tesla, sie hat ihn jedoch positiv überrascht. Einige Features sind noch in der Entwicklung und nicht verfügbar, so wie die Abstandsregelung oder Apple CarPlay, aber grundlegende Funktionen, wie der Tempomat und auch die 360 Grad-Kamera, sind bereits aktiviert und reagieren zuverlässig.

In einem Update-Video auf Oliver Krügers Youtube Kanal zu seinem Fisker Ocean One vom 25.07.23 erwähnt er, dass die Internet-Konnektivität zur Nutzung von Streaming Diensten nicht einwandfrei funktioniert. Dass es aber eine vollständige Integration von Spotify und anderen Apps gibt, sieht er positiv. Seine bisherigen Erfahrungen mit den Fahrassistenten, z.B. die Warnmeldungen abzustellen oder individuelle Einstellungen vorzunehmen, erscheinen ihm unnötig kompliziert. Generell scheinen Benachrichtigungen auf dem Bildschirm nicht immer konsistent und logisch zu sein. Insgesamt ist im Bereich Menüführung und -struktur noch Nachholbedarf.

Ähnliches berichtet das Automagazin, in Sachen Software ist noch einiges nachzubessern. Das Radio verstummt z.B. ohne erkennbaren Grund, auch diverse Kleinigkeiten an der Elektronik sind noch nicht ausgereift. Was andere Quellen unter anderem bemängeln, sind sehr rigorose Lenkeingriffe des Spurhalte-Assistenten, ein echtes One-Pedal-Driving wird vermisst und die Ladeschalen fallen für großformatige Handys zu klein aus.

Interieur des Fisker Ocean
Bild: Fisker | zentraler Bildschirm

Verbrauchs- und Ladeerfahrung auf Langstrecke

Wenn man Olivers Erfahrung auf seinen ersten Langstrecken mit hohem Autobahn-Anteil hinzuzieht, zeigt sich, dass sich der Fisker Ocean auch hier keinen Faux-pas leistet. Das Laden an unterschiedlichen Stationen verlief problemlos. Während einige Ladevorgänge erwartungsgemäß länger dauerten, war der frische Besitzer insgesamt zufrieden mit den Ladezeiten, insbesondere unter Berücksichtigung der Reichweite des Fisker Ocean. Von den versprochenen 200kW Peak Leistung konnte der Wagen über 170kW abrufen, was sehr positiv gewertet wurde.

Fisker Ocean Test von 163 Grad - Oliver Krüger

Der Besitzer aus Dänemark darf einen Fisker Ocean One, also die vollausgestattete erste Edition, mit großem 113kWh Akku und einer angekündigten Reichweite von 707km sein Eigen nennen. Mit einem beeindruckenden Vorsprung von fast 40% gegenüber dem Tesla Model Y Performance bestätigt sich bei ihm die Stärke des Fisker in Bezug auf die Langstreckenfähigkeit.

Daniel Simonsen berichtet, dass er bei gemischtem Fahrverhalten (Autobahn und Stadt) eine Reichweite von etwa 650 km erreicht. Er fährt dabei nicht besonders sparsam und stellt fest, dass die offiziell angegebene Reichweite von über 700 km zwar möglich, aber wahrscheinlich eher unter idealen Bedingungen erreichbar ist. Bezüglich des echten Verbrauchs berichtet Daniel von Werten zwischen 17 und 19 kWh pro 100 km. Nach seinem Urteil ist ein recht effizienter Wert, besonders wenn man den leistungsstarken Allradantrieb und die Größe des Fisker Ocean bedenkt.

Als schwer einzuschätzen wird die Reichweite von der Autozeitschrift charakterisiert, vor allem wegen fehlender Angaben auf dem Display. 707km zu erreichen zweifeln diese an, der große Akku wird aber dennoch zu überdurchschnittlichem Kilometerpotenzial führen

Beide Ocean-Eigner bestätigen nicht direkt die 700 km Reichweite unter ihren individuellen, gemischten und normalen Fahrbedingungen, obwohl sie der Meinung sind, dass dies unter idealen Bedingungen möglich ist. Beide berichten von einem durchschnittlichen Verbrauch zwischen 17 und 20 kWh/100 km. Das Laden an Schnellladestationen erfolgt bei beiden recht zügig bis zum 80% SOC, darüber wird es zäh.

Nach etwa 3.000km hat der deutsche Ocean-Eigner Autobahnwerte von 22kWh bei ca. 130km/h Durchschnittstempo notiert, die für die Leistungsklasse und die Fahrzeuggröße als sparsam gelten dürfen.

Liefersituation aktuell

Fisker meldet aktuell, dass europaweit Deutschland und Dänemark die ersten Länder waren in denen Auslieferungen des Fisker Ocean erfolgt sind. Im Laufe des August 2023 werden weitere europäischen Märkte wie Österreich, Frankreich, Schweden, Norwegen und Großbritannien folgen. Kunden, die bereits eine laufende Bestellung haben und auf die Auslieferung warten, sollen sich in Sachen Liefertermin nicht an ihrer individuellen Ocean One-Nummer orientieren. Es sind andere Faktoren, die die Reihenfolge beeinflussen. Fisker gibt an, alle wartenden Kunden zeitnah mit neuen Informationen zu versogen.

Wer noch nicht bestellt hat und wegen fehlender oder noch nicht verfügbarer Pakete noch zögert, wird die Nachricht erfreuen, dass für europäische Kunden nun die Ausstattungspakete Extreme, Ultra und Sport bestellbar sind. "Sport" mit ca. 440km Reichweite beginnt bei einem Preis von 38.834 €, "Ultra" bei 54.323 €, mit 610km. In der "Extreme"-Ausstattung kostet der Wagen 67.272 € und kommt maximal 707km weit.

Design und Funktionalität

Auf den ersten Blick beeindruckt der Fisker Ocean durch sein modernes und doch zeitloses Design, so kommentieren das alle Tester. Die breite Spur und die weit aussen platzierten Räder verleihen dem Ocean einen breiten Auftritt, der aber durch erhöhten Platzbedarf auf der Strasse spürbar ist. Die Gesamtbreite liegt 10cm über der eines BMW iX3 oder eines Mercedes EQC. Daniel hebt hervor, dass Details wie die versenkten Türgriffe nicht nur ästhetisch ansprechend sind, sondern auch zur Aerodynamik des Fahrzeugs beitragen. Beim Betreten des Innenraums wird schnell klar, dass der Fisker ebenso viel Wert auf das Interieur legt. Grossteils hochwertige Materialien, darunter viele aus recycelten Kunststoffen, und eine intuitive Anordnung der Bedienelemente zeugen von durchdachter Planung und Umsetzung, auch wenn er Kritik daran übt, dass es keine physischen Klimaregler gibt und im Detail auch billig wirkende Bauteile verwendet wurden.

Ein Aspekt, der bei vielen Elektroautoliebhabern Aufmerksamkeit erregt hat, ist das Schiebedach. Zunächst gab es Bedenken hinsichtlich der Streifen auf dem Dach, die als störend empfunden werden könnten. Diese Befürchtungen stellten sich für Simonsen jedoch als unbegründet heraus. Der Däne beschreibt das teilweise sich öffnende Schiebedach sogar als eines der Highlights des Fisker Ocean. Es bietet nicht nur eine beeindruckende Aussicht, sondern auch eine angenehme Belüftungsmöglichkeit in Kombination mit dem California-Modus, bei dem alle Fensterscheiben mit Ausnahme der Windschutzscheibe versenkt werden können.

Es wird hervorgehoben, dass es beim Ocean einen hohen Anteil von recycelten Materialien gibt, mehr als bei jedem anderen Hersteller. In Sachen Haptik werden die echten Tasten positiv erwähnt, die keine Touch-Bedienung haben, sondern einen physischen Druckpunkt besitzen.

Die Schuko-Steckdose im Kofferrraum ist für das dänische Magazin eines der Highlights am Fisker. Nicht nur die Tatsache, dass man in Sachen Praxisnutzen mitgedacht hat, sondern vor allem, dass sie einen Dauerleistung von 3.000 Watt liefert. Genug also, um eine Kaffeemaschine oder einen Toaster zu betreiben, aber auch, um z.B. einen Ebike-Akku zu laden. Leider wartet aber auch dieses Feature noch auf Aktivierung.

Panorama Dach
Bild: Fisker | Das Panoramadach lässt sich öffnen

Handling und Fahrverhalten

Das Fahrverhalten des Fisker Ocean wird als überraschend gut charakterisiert, vor allem wenn man es mit anderen Elektrofahrzeugen seiner Klasse vergleicht. Oliver Krüger betont, dass die Lenkung präzise und das Ansprechverhalten des Motors beeindruckend ist. Auf Langstreckenfahrten, gerade bei höheren Geschwindigkeiten, wird der Komfort und die Laufruhe des Fisker besonders deutlich. Ob auf der Autobahn oder in der Stadt – der Fisker Ocean bietet ein solides und sicheres Fahrgefühl.

Übereinstimmend berichten beide Besitzer, dass sich das Beschleunigungsvermögen, wenn man in den Hyper-Modus wechselt, auf einem ähnlichen Niveau von Tesla Model 3 oder Model Y Performance befinden müsste. Als fast schon hektisch erscheint in diesem Fahrmodus die Gaspedal- und Lenkabstimmung.

Wer auf den Lenkassistenten zum Automatischen Einparken zählt, sollte sich für gelegentliches manuelles Eingreifen vorbereiten, denn offenbar funktioniert dieser nicht immer zuverlässig. Auch anzumerken ist, dass es die Rückfahrkamera mit ihrer Dienstpflicht auch nicht immer allzu genau nimmt, sie schaltet sich beim Rückwärtsfahren nicht immer automatisch ein. Optimal erscheint aber die Abstimmung des Intervall-Scheibenwischers gelungen zu sein, anders als bei Tesla-Modellen, bei denen er seit jeher ein undurchsichtiges Eigenleben führt.

Wer einen Hänger ziehen will, wird sich über die 1.800kg gebremste Anhängelast freuen. Auch wenn es keine Abdeckung für die große Öffnung gibt, durch die die Kupplung automatisch ausgefahren wird, was sich als optischer Mangel erweist und auch eine Menge Strassenschmutz aufnehmen könnte.

Kritikpunkte

Natürlich gibt es auch Verbesserungspotential, wie beide Nutzer betonen. Daniel merkt an, dass die Software des Fisker Ocean zwar Fortschritte macht, jedoch noch einige Updates benötigt. Einige Funktionen sind entweder nicht ganz ausgereift und könnten verfeinert werden, andere stehen noch gar nicht zur Verfügung. Er sieht es dem Wagen nach angesichts der Tatsache, dass es sich um ein neu eingeführtes Modell handelt, bei dem solche Anlaufschwierigkeiten nicht ungewöhnlich sind und hoffentlich in zukünftigen Updates behoben werden.

Folgende Mängel oder Schwachstellen haben die Fisker-Tester benannt:

  • Bedienung: Daniel fand die Bedienung der Klimaanlage über den Bildschirm nicht intuitiv und hätte sich physische Knöpfe gewünscht.
  • Laden: Er bemerkt, dass die letzten 20% des Ladevorgangs signifikant länger dauern als die ersten 80%. Er hätte sich gewünscht, dass dieser Vorgang schneller vonstattengeht.
  • Innenraum: Simonsen bemängelte, dass es keine Möglichkeit gibt, das große Panoramadach abzudecken oder abzudunkeln, was insbesondere an sonnigen Tagen stören könnte.
  • Qualität: Daniel stellte fest, dass es einige kleinere Qualitätsprobleme gab, z.B. ein rasselndes Geräusch im Innenraum und kleinere Probleme mit der Lackierung.
  • Software: Oliver kritisiert, dass die Software manchmal langsam reagiert und nicht immer zuverlässig ist. Es gab gelegentliche Aussetzer und Hänger, auch bei den Sprachbefehlen.
  • Navigation: Er erwähnte, dass das Navigationssystem ihn manchmal auf unpraktische Wege geführt hat und die Routenführung nicht immer optimal war.
  • Verbrauch: Obwohl der Verbrauch des Fisker Ocean insgesamt akzeptabel ist, fand Oliver, dass der Verbrauch auf der Autobahn, besonders bei höheren Geschwindigkeiten, besser sein könnte.
  • Der dänische Tester von Bil Magasinet war über den mangelnden Sitzkomfort auf dem Fahrersitz, verursacht durch eine zu kurze Beinauflage, wenig erfreut. Auch magelnder Seitenhalt wurde beklagt. Er warf aber ein, dass das an seiner Körperstatur gelegen haben mag und andere damit kein Problem haben könnten.
  • Kleinigkeiten: Oliver bemerkte auch, dass einige Kleinigkeiten wie die Platzierung bestimmter Bedienelemente und die Lesbarkeit mancher Bildschirminformationen verbessert werden könnten. Die Position des Start-Stop-Knopfes erschien ihm auch nicht ideal.
  • Es gibt kein Handschuhfach. Dafür ein vor dem Beifahrer ausklappbarer, robuster Tisch. Für den Fahrer lässt sich ebenfalls ein kleiner Ablagetisch aus der Mittelkonsole herausklappen, wie im Flugzeug.

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