Die Europäische Kommission arbeitet an einer umfassenden Reform der Abgas- und Fahrzeugprüfungen. Ziel ist es, Emissionen im realen Fahrbetrieb strenger zu kontrollieren und technische Manipulationen bei älteren Verbrennern auszuschließen. Diese Pläne könnten zur Folge haben, dass ein großer Teil der heute zugelassenen Diesel- und Benzinfahrzeuge künftig deutlich höhere Anforderungen erfüllen muss – mit möglichen Konsequenzen für Millionen Halter, die mit Nachrüstungen, höheren Prüfintervallen oder im Extremfall sogar Stilllegungen rechnen müssen.
Worum es in den EU-Plänen geht
Die Kommission möchte Abgasprüfungen künftig näher an realen Fahrsituationen ausrichten. Das bedeutet unter anderem:
- Schärfere NOₓ- und Partikelmessungen bei Dieselmodellen der Emissionsklassen Euro 5 und Euro 6.
- Strengere Grenzwerte für ältere Benzinmotoren, vor allem bei Kaltstart-Emissionen.
- Verkürzte Prüfintervalle für Fahrzeuge ab zehn Jahren (z. B. jährliche HU/AU).
- Neue Messverfahren, die softwarebasierte Abschalteinrichtungen oder Thermofenster besser erkennen.
Damit sollen realistische Schadstoffwerte erfasst und gesundheitsschädliche Emissionen im Straßenverkehr reduziert werden.
Wie viele Fahrzeuge wären betroffen?
In Deutschland sind derzeit rund 23 Millionen Pkw älter als zehn Jahre. Besonders betroffen wären:
| Fahrzeuggruppe | Risiko bei der Prüfung | Mögliche Folge |
|---|---|---|
| Diesel Euro 5 und frühe Euro 6 | NOₓ-Grenzwerte, Temperaturfenster | Nachrüstung oder Stilllegung |
| Benziner vor 2015 | Kaltstart-Emissionen, OBD-Grenzwerte | keine Plakette, teure Reparaturen |
| Verbrenner über 15 Jahre | Technische Alterung, strengere AU | häufigeres Durchfallen bei HU |
Hunderttausende Fahrzeuge, die heute ohne Probleme durch die Abgasuntersuchung kommen, könnten künftig kritische Werte überschreiten.
Warum die Reform jetzt kommt
Die Gründe für die geplanten Anpassungen sind vielfältig:
- Klimapolitische Ziele: Der Verkehrssektor verursacht nach wie vor hohe Emissionen.
- Hohe NOₓ-Belastung in Städten: Kommunen fordern strengere Prüfmechanismen.
- Fahrzeugmanipulationen und Softwaresteuerung: Frühere Skandale haben gezeigt, dass bestehende Prüfverfahren lückenhaft sind.
- Real-Driving-Emissions (RDE): Abgasmessungen im Labor gelten nicht mehr als ausreichend.
Ziel ist eine europaweit einheitliche und schwer manipulierbare Prüfsystematik.
Was bedeutet das für Fahrzeughalter?
Für Besitzer älterer Verbrenner können die Änderungen spürbare Auswirkungen haben:
- Mehr Reparaturen: Abgasrückführung, Sensorik, Katalysatoren oder DPF-Systeme werden häufiger zum Kostentreiber.
- Höhere Prüfkosten: Kürzere Intervalle bedeuten mehr verpflichtende Termine.
- Sinkende Restwerte: Gerade Diesel Euro 5/6 könnten an Marktattraktivität verlieren.
- Mögliche Nachrüstpflichten: Software-Updates oder Hardwarekombinationen können erforderlich werden.
Langfristig wird erwartet, dass sich der Gebrauchtwagenmarkt spürbar verschiebt – ältere Fahrzeuge werden unattraktiver, moderne Euro-6d-Verbrenner und Hybridfahrzeuge dagegen stabiler bewertet.
Fazit
Die geplante EU-Reform bringt mehr Transparenz und realistische Schadstoffmessung, stellt aber Millionen Verbrennerhalter vor Herausforderungen. Wer ein älteres Fahrzeug besitzt, sollte die Entwicklung aufmerksam verfolgen, mögliche Nachrüstungskosten einkalkulieren und frühzeitig bewerten, ob ein Weiterbetrieb wirtschaftlich sinnvoll ist.
Quellen: ADAC, EU-Kommission, Deutscher Verkehrssicherheitsrat, Fokus Online, Ruhr24, LTO, DUH (Stand: 2025)